Corporate Culture
„Ermöglichen, was Kunden Nutzen bringt“. Im Gespräch mit Robert Reiss
13. Oktober 2021
Wie fühlt es sich an, nach dreizehn Jahren zu BiCA zurückzukehren?
Ich bin nicht mehr der Consultant von früher, und auch BiCA hat sich weiterentwickelt. Ich habe hier ein innovativeres und agileres Umfeld als vorher. Nixdorf ist schon ein Riesendampfer. Mit dem kann man viel erreichen, aber es dauert halt seine Zeit, bis Projekte an den Start gehen. Hier dagegen werden Neuentwicklungen schnell umgesetzt. Sagen wir es so: Ich kann jetzt Agilität voll auf die Strasse bringen.
Das fordert mehr Tempo von allen?
Im Gegenteil. Wir arbeiten verstärkt mit Prototypen und regelmässigen Reviews mit den Kunden. Schliesslich können sich während der Entwicklungszeit die Erwartungen und die Marktsituation ändern. Je früher wir uns Feedback holen, desto flexibler – und am Ende auch entspannter – können wir arbeiten.
Wie verhält sich Deine technologische Vision zur unternehmerischen Vision?
Die beiden ergänzen sich. Wir haben in unserem inhabergeführten Unternehmen kurze Wege. Ich kenne die grosse Vision, verstehe die Strategie und setze sie entlang einer Roadmap mit entsprechender Technologie um. Entscheidend ist ja nicht das, was uns technisch begeistert. Am Ende geht es darum, das zu ermöglichen, was Kunden fordern, und was möglichst vielen Kunden Nutzen bringt.
Apropos Technologie: Das Angebot wird immer unübersichtlicher. Wie kann man heute mit der Entwicklung Schritt halten?
Es gehört auch zu meinen Aufgaben, Augen und Ohren offen zu halten. Und zu entscheiden, was Hype ist und was echte Chancen birgt. Ich lese sehr viel über Zukunftstechnologien. Und unser Team im Silicon Valley versorgt uns auch mit Informationen. Mit diesem Team können wir übrigens auch konkret ausprobieren, welche Tools und Methoden uns weiterbringen.
Wie ist das, als Österreicher in Deutschland für eine Schweizer Firma zu arbeiten und regelmässig mit Palo Alto zu konferieren?
(Lacht) Ich war ja auch die Jahre vorher auf fast allen Kontinenten viel unterwegs, das schärft schon das Gefühl für Mentalitäten und nationale Besonderheiten. Das Schöne ist: Meinen österreichischen Einschlag in der Sprache verbinden viele Gesprächspartner mit Urlaub.
Ein Blick in die Glaskugel: Wie sieht die Tankstelle der Zukunft aus? Sagen wir in zehn Jahren?
Sicher ist, dass die E-Mobilität die Tankstellen prägen wird. Man muss nur nach Skandinavien schauen; die sind da schon weiter als in Deutschland. Ich rechne mit „Hubs“, der Begriff Tankstelle passt eigentlich nicht mehr. Dort werden irgendwo noch zwei Säulen mit fossilem Treibstoff stehen. Das Geld wird aber auch im Hub nicht mit dem Aufladen verdient. Es wird darum gehen, die Kunden
während der 20 bis 30 Minuten in den Store zu bringen. Dort hätte dann auch ein Restaurant Chancen.
Wobei E-Charging dann ja auch keine exklusive Domäne der Hubs mehr ist.
Richtig. Auch die grossen Retailer werden Konzepte entwickeln, die beispielsweise das Parken mit Ladeangeboten kombinieren. Auch Bonus-Angebote werden entstehen. Die Frage ist immer: Wie beschäftige ich den Kunden während der Ladezeit?
Wie beschäftigst Du Dich in Deiner Freizeit?
Ich lebe mit meiner Familie bewusst im Grünen. Dort nehme ich mir viel Zeit zum Lesen. Die Corona-Zeit haben wir genutzt, die Gegend um Gütersloh zu erkunden und den Garten zu pflegen. Urlaub mit Maske ist nicht unser Ding.
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